Pünktlich zum 275. Geburtstag am 28. August 2024 kamen die beiden 13er Deutsch Leistungskurse in Goethes Heimatstadt Weimar an. Zwar geben wir zu: Dieses Timing war Zufall – aber wir haben es dennoch als etwas Besonderes erlebt – nicht zuletzt, weil wir am Donnerstagabend auf dem Weinfest zu Ehren Goethes vor seinem Wohnhaus auf dem Frauenplan quasi in seiner Geburtstagsparty landeten und ausgelassen den lauen Sommerabend, die fröhliche Atmosphäre und Livemusik genossen.
Direkt nach der Ankunft am Mittwoch lernten wir jedoch erst einmal Weimar während einer zweistündigen Stadtführung näher kennen. Dabei begleiteten wir unseren Stadtführer auf einer Reise durch die Zeit, erfuhren, wie Weimar Residenzstadt wurde, wie es in etwa um die Zeit der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia und später unter ihrem Sohn Carl August hier aussah und welche Blütezeit die Stadt erlebte, als die Dichter Goethe und Schiller, aber auch Wieland, Bach, Falk und andere berühmte Persönlichkeiten Weimar zum Zentrum der Kultur machten. Beeindruckt hatte uns auch, wie sehr das Kulturgut wie beispielsweise die Einrichtung der beiden größten Dichter oder auch wichtige Denkmäler während des zweiten Weltkrieges geschützt wurden. So blieben trotz schwerer Luftangriffe 1945 viele wertvolle Relikte erhalten. Ein besonders trauriges Kapitel der Weimarer Geschichte stellte der Brand der berühmte Anna Amalia Bibliothek im Jahr 2004 dar. Zwar wurde sie nur drei Jahre später nach dem Neubau wieder eröffnet, doch der Verlust von rund 50.000 Werken wiegt noch heute schwer.
Auch wenn es ein sehr informativer Rundgang war, freuten wir uns bei über 30°C dann auf etwas Freizeit danach. Den ersten lauen Sommerabend auf unserer Exkursion verbrachten wir dann gemeinsam bei Pizza und Pasta im Freien.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Kunst, Literatur und Geschichte. Wir begannen im Bauhaus Museum, das einen Einblick in die Kunst des 20. Jahrhunderts bietet, in deren Zentrum die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule stand. Der Leitgedanke lautete: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! […] Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!“
Anschließend besichtigten wir das Wohnhaus Schillers. In den einzelnen Räumen, die teilweise originalgetreu wiederhergestellt wurden, teilweise aber auch mit den originalen Möbeln von vor über 200 Jahren ausgestattet waren, folgten wir den Spuren Schillers, der es in Weimar auch finanziell zunächst weitaus schwerer hatte als sein späterer Freund Goethe. Dass dieser anfangs mit ihm gar nichts zu tun haben wollte, ist heute kaum mehr nachvollziehbar. Danach besichtigten wir dessen Wohnhaus, dem man die besondere Stellung des Geheimen Rates und sein üppiges Gehalt aus zahlreichen Regierungsämtern deutlich ansah. Fasziniert hat uns auch der große und schön angelegte Garten, dessen Schatten wir an diesem heißen Sommertag ebenso wie Goethe damals sehr zu schätzen wussten. Sein Gartenhaus, das in einiger Entfernung liegt, haben wir leider nur von Weitem gesehen. Nachdem wir im Anschluss noch das Goethe Nationalmuseum besucht hatten, genossen wir ein bisschen freie Zeit im Park an der Ilm, in den Cafés am Marktplatz und im Schatten der Altstadt. Der kulturelle Input an diesem Tag war groß und doch blickten wir alle erfüllt auf die letzten Stunden zurück. Nach einem gemeinsamen Abendessen am Frauenplan, auf dem das Goethe-Weinfest stattfand, fielen wir alle erschöpft, aber zufrieden ins Bett. Der Abreisetag wurde dann spontan von den Schülerinnen umgestaltet, die den Wunsch äußerten, auf ihre Freizeit in der Innenstadt zu verzichten und stattdessen das Konzentrationslager Buchenwald zu besichtigen. Dort verbrachten wir zwei Stunden in einem beeindruckenden Museum, das zahlreiche Zeitzeugenberichte, Relikte und historische Informationen enthielt und uns fassungslos, wütend und traurig zurückließ. Für die Besichtigung des großen Geländes blieb leider keine Zeit, jedoch konnten wir uns von einigen Gebäuden wie dem Krematorium auf dem Rückweg noch ein Bild machen.
Als wir in Weimar dann in den Zug stiegen, mischten sich zu den Gedanken an das KZ jedoch auch schnell wieder die schönen Erlebnisse und Erinnerungen an eine wunderschöne, historische Stadt, die die deutsche Literaturgeschichte um Goethe und Schiller lebendig werden lässt und die die Zeit in den Deutsch Leistungskursen, die sich nun langsam dem Ende in Richtung Abitur zuneigt, perfekt abrundete.
A. Zoermer